Fragen 
  an die Warsteiner Geschichte
  
 
  
Vorwort
Diese Artikelserie erscheint im Februar/März 
  2001 in den Warsteiner Lokalausgaben der Zeitungen Warsteiner Anzeiger, Westfalenpost, 
  Westfälische Rundschau. Sie beschäftigt sich mit einigen Fragen der 
  frühen Warsteiner Geschichte. Da Lokalzeitungen ein räumlich begrenztes 
  und vor allem auch sehr flüchtiges Medium sind, habe ich mich entschieden, 
  diese Artikelserie auch im Internet abzulegen. Wer also einen der Artikel verpaßt 
  hat, hat hier die Möglichkeit, in aller Ruhe nachzulesen. 
  Außerdem finden sich alle Artikel hier in der ungekürztenOriginalversion.
Einleitung
In diesem Jahr begeht die Stadt Warstein einen nicht 
  ganz runden Geburtstag: 725 Jahre Stadt Warstein. Es wird daran erinnert, daß 
   so heißt es  im Jahr 1276 der Kölner Erzbischof, Siegfried 
  von Westerburg, die Stadt Warstein gegründet habe.
  Dieses Jubiläum soll gefeiert werden, in einem dem nicht ganz runden Geburtstag 
  angemessenen bescheidenen Rahmen. Verschiedene Veranstaltungen sind geplant. 
  Den Anfang machte das Stadtchorfest am 27. Januar, als großes ´Geburtstagsständchen´ 
  an den ´Jubilar´ zum 725. Geburtstag. 
  Rund um solche Ortsjubiläen läßt sich ein allgemein steigendes 
  Interesse an der Geschichte, speziell der Heimatgeschichte feststellen. Ob das 
  in Warstein auch zutrifft? Unsere Nachbarstadt Rüthen hat zum gerade vergangenen 
  800. Geburtstag eine opulente Ortsgeschichte vorgelegt, mit Beiträgen von 
  ausgewiesenen Kennern der verschiedenen Epochen der westfälischen Geschichte. 
  Dagegen erscheint die Warsteiner Heimatgeschichte reichlich blaß. Seit 
  Jahrzehnten ist nicht ein einziger seriöser Beitrag zur mittelalterlichen 
  Geschichte Warsteins erschienen. Solide Geschichtsforschung hat in Warstein 
  angeblich keine Konjunktur, ´Dönekes´ seien gefragt, alles 
  andere interessiere ´die Leute´ nicht. Solche Äußerungen 
  bekommt zu hören, wer auf den Mißstand innerhalb der Warsteiner Heimatgeschichte 
  hinweist. Vielleicht weckt dieser ´runde Geburtstag´ aber doch Interesse 
  an methodisch sorgfältiger historischer Arbeit und ihren Ergebnissen, jenseits 
  einer anekdotenreichen Heimatlegenden-Geschichte, deren Legitimität hier 
  keineswegs bestritten wird. Aber: Ein Stadtjubiläum müßte doch 
  Platz für beide Arten der Geschichtsbetrachtung bieten. Für die ´Dönekes´ 
  gibt es bereits Ansprechpartner. In deren Revier soll nicht gewildert werden. 
  Den Warsteinerinnen und Warsteinern jedoch, die sich für die Geschichte 
  hinter den Geschichtchen interessieren, soll hier ein erster Einblick in die 
  frühe Warsteiner Geschichte geboten werden.
  Mit diesem Ziel startet heute eine Reihe, die sich auf eine Grundvoraussetzung 
  wissenschaftlicher Arbeit besinnt: das neugierige Fragen, das im Jahr 2001 nicht 
  mit den Antworten von 1844, 1966 oder 1976 zufrieden ist. Viele interessante 
  Fragen gibt es, die in der bisherigen Heimatgeschichte entweder gar nicht, falsch 
  oder unzureichend beantwortet worden sind: Wann wurde Warstein urkundlich erstmals 
  erwähnt? Gab es in Warstein schon vor der Stadtgründung eine Burg? 
  Wann wurde die Stadt Warstein gegründet? Hat das ´Stoht-op-Singen´ 
  etwas mit den Zuständen in Warstein vor der Stadtgründung zu tun? 
  Was bedeutet der Ortsname Warstein? Was wissen wir über Ortschaften im 
  Raum Warstein vor der Stadtgründung?
  Diese sechs Fragen sollen in den kommenden Artikeln behandelt werden. Selbstverständlich 
  können kurze Zeitungsartikel die teilweise sehr komplexen Zusammenhänge 
  auch nicht annähernd vollständig ausleuchten. Wer hier neugierig geworden 
  ist, der sei auf eine Vortragsreihe an der Volkshochschule verwiesen, in der 
  all diese Fragen ausführlich in Vortrag und Diskussion behandelt werden.
Stefan Enste
1. Frage: 
  Wann wurde Warstein erstmals urkundlich erwähnt?
Im Jahr 1997 wurde in vielen Ortschaften des Sauerlandes 
  ein Jubiläum gefeiert: Zahlreiche Orte begingen die 925-Jahrfeier ihrer 
  urkundlichen Erst-Erwähnung. Im Bereich der Stadt Warstein wurde dieses 
  Jubiläum in Niederbergheim zum Anlaß eines Dorffestes genommen. Auch 
  in der Warsteiner Heimatgeschichtsschreibung findet sich immer wieder die Behauptung, 
  die erste urkundliche Erwähnung Warsteins falle in das Jahr 1072. So ist 
  auch in dem von der Stadt Warstein herausgegebenen Faltblatt Warstein 
   Unsere Stadt und ihre Geschichte der Satz zu lesen: Warstein 
  tritt in einer Urkunde aus dem Jahr 1072 in das Licht der Geschichte [...]. 
  Bei dieser Urkunde handelt es sich um die Gründungsurkunde des Klosters 
  Grafschaft im Sauerland.
  Doch es lohnt sich, dieses angeblich sichere Datum zu hinterfragen. Schon zu 
  Beginn des 20. Jahrhunderts fällte der Historiker Otto Oppermann ein eindeutiges 
  Urteil: Die Urkunde [...] ist in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts 
  geschrieben, und das Siegel ist unecht. Auf Originalität kann sie also 
  keinen Anspruch erheben. 1957 fand F. A. Groeteken weitere Indizien, die 
  zeigten, daß es sich unmöglich um eine echte Urkunde aus dem Jahr 
  1072 handeln konnte. 1972 wurde in Grafschaft der Gründung des Klosters 
  vor 900 Jahren gedacht. Zu diesem Anlaß analysierte Staatsarchivdirektor 
  J. Bauermann erneut gründlich die beiden entscheidenden Grafschafter Urkunden, 
  die von den Kölner Erzbischöfen Anno II. und Friedrich ausgestellt 
  wurden. Sein Ergebnis bestätigt die Erkenntnisse von Oppermann und Groeteken, 
  geht aber noch weit darüber hinaus. 1997 habe ich versucht, diese Ergebnisse 
  zusammenzufassen, sie in den historischen Gesamtzusammenhang einzuordnen. Das 
  führte dazu, daß in der Niederbergheimer Jubiläums-Festschrift 
  mein Artikel annähernd wörtlich abgeschrieben wurde, mit einigen Fehlern 
  und mit der Autorenangabe F. J. Schröer. 
  Aber zurück zu den Urkunden: J. Bauermanns Analysen haben gezeigt, daß 
  weder die Anno-Urkunde von angeblich 1072 noch die Friedrich-Urkunde aus den 
  20er Jahren des 12. Jahrhunderts einheitlich sind. Das heißt: Beide Urkunden 
  haben ihre heutige Gestalt erst in zwei Schritten erlangt. Besonders interessant 
  ist dabei die ältere, die Anno-Urkunde. Schon bei oberflächlicher 
  Betrachtung von Urkunden-Abbildungen fällt auf, daß die letzte Zeile 
  der Anno-Urkunde wenig Ähnlichkeit mit dem Haupttext der Urkunde hat: die 
  Buchstaben sind anders geformt, die Linien wesentlich breiter, insgesamt ungelenker. 
  Die Ergebnisse und Beobachtungen Bauermanns können dabei stimmig in einen 
  historischen Zusammenhang eingeordnet werden:
  1072 gründet Bischof Anno II. von Köln das Benediktinerkloster Grafschaft. 
  Wie in solchen Fällen üblich, wurde der Unterhalt der Mönche 
  sichergestellt: Der Bischof überließ dem neugegründeten Kloster 
  Grundbesitz sowie die Zehnteinnahmen aus verschiedenen Ortschaften seines Bistums, 
  also gewissermaßen (Kirchen-) Steuereinnahmen. Über diese Klostergründung 
  liegen keine urkundlichen oder anderen schriftlichen Nachrichten vor. 
  1075 stirbt Bischof Anno II. Für das Kloster Grafschaft entstand nun eine 
  schwierige Rechtslage. Da keine schriftlichen Aufzeichnungen über die verschiedenen 
  Übereignungen vorlagen, fürchtete man Auseinandersetzungen, schließlich 
  ging es um beträchtliche materielle Werte. 
  Zwischen 1085 und 1111 verfaßte deshalb ein Mönch des Klosters Grafschaft 
  die Anno-Urkunde. Mittels dieser Fälschung wollten die Mönche die 
  nötige Rechtssicherheit gewinnen  eine im Mittelalter durchaus übliche 
  Art des Vorgehens. Diese erste Fassung der Anno-Urkunde hatte eine Zeile weniger, 
  als ihre heutige Form, es fehlt noch die letzte Zeile  also die Zeile, 
  in der Warsten / Warstein erwähnt wird. 
  1124/25 übergibt Erzbischof Friedrich I., der zweite Nachfolger Annos II., 
  dem Kloster Grafschaft weitere Besitzungen. Im Zuge dieser Übertragungen 
  bestätigt Friedrich ausdrücklich die Rechte des Klosters Grafschaft 
  an den von Anno übertragenen Gütern. Neben der gefälschten Anno-Urkunde 
  hat das Kloster nun also auch eine echte Urkunde vorzuweisen, die seine Besitzungen 
  absichern. Auch in dieser  der Friedrich-Urkunde  fehlt in der Originalfassung 
  die letzte Zeile, fehlt also die Erwähnung Warsteins. 
  Um 1200  so jedenfalls das paläographische Urteil J. Bauermanns  
  bestand im Kloster Grafschaft offenbar Bedarf, mittels einer weiteren Manipulation, 
  Besitzrechte an bisher nicht erwähnten Ortschaften zu gewinnen. Die erhobenen 
  Ansprüche auf die Zehnteinnahmen verschiedener Orte  an der Spitze 
  diesmal Warsten  mußten urkundlich abgesichert werden. Deshalb wurde, 
  ca. 70  80 Jahre nach ihrer Abfassung, an die Friedrich-Urkunde eine Zeile 
  angehängt: ´Die Zehnten zu Warstein, Belecke, Mülheim, Allagen, 
  Bergheim, Auf der Haar, Uelde, Ussen, Hewingsen, Deiringsen, Hiddingsen.´
  Nach 1200 wurde diese Zehntenliste auch in die Gründungsurkunde des Klosters, 
  die Anno-Urkunde, nachgetragen. Dadurch wurden die Besitzansprüche nahezu 
  unanfechtbar, denn Bischof Anno II. war 1183 heiliggesprochen worden. Erst nach 
  1200 also erscheint in der  selbst schon gefälschten  Anno-Urkunde 
  der Ortsname Warsten, als ´Fälschung der Fälschung´.
  Die genauen Hintergründe für dieses aufwendige und langwierige Fälschungsunternehmen 
  bleiben unklar. Es kann nur vermutet werden, daß eine Auseinandersetzung 
  zwischen dem Kloster Grafschaft und dem Grafen von Arnsberg eine Rolle gespielt 
  hat. Graf Gottfried II. von Arnsberg verzichtet 1214 auf den Zehnten zu Warstein, 
  zugunsten des Klosters Grafschaft. Die zeitliche Nähe der Ereignisse ist 
  verblüffend. Es spricht vieles dafür, daß im Streit zwischen 
  dem Grafen von Arnsberg und dem Kloster Grafschaft, mittels Fälschungen 
  in der Friedrich- und der Anno-Urkunde ein Ergebnis zugunsten des Klosters Grafschaft 
  erreicht wurde. 
  Das bedeutet: Die erste urkundliche Erwähnung Warsteins ist keinesfalls 
  auf 1072 zu datieren. Die erste sichere urkundliche Erwähnung erfolgt tatsächlich 
  erst 1214, mehr als 140 Jahre später, als in allen Darstellungen zur Warsteiner 
  Heimatgeschichte zu lesen ist. ´Urkundlich´; ist Warstein somit 
  wesentlich jünger, als bisher meist behauptet. Das bedeutet aber nicht, 
  daß es um 1072 Warstein noch nicht gegeben hat. Die archäologischen 
  Beobachtungen in Warstein-Altenwarstein deuten durchaus auf eine alte Siedlung 
  hin. Es wäre auch wenig wahrscheinlich, daß das Kloster Grafschaft 
  den Zehnten für Orte reklamiert hätte, von denen allgemein bekannt 
  war, daß sie 1072 noch gar nicht existierten. Warstein hat es im 11. Jahrhundert 
  sicherlich schon gegeben, urkundliche Hinweise auf Warstein gibt es jedoch erst 
  ab etwa 1200, also 130 Jahre später, als in Warstein allgemein angenommen.
Stefan Enste
2. Frage: 
  Gab es in Warstein schon vor der Stadtgründung eine Burg? 
Von einer Burg auf dem Stadtberg wissen seit Joseph 
  Bender (1844) alle Warsteiner Heimatgeschichtsforscher zu berichten. B. Wiemeyer 
  und D. Lange wußten diese Burg sogar genauer zu lokalisieren: Sie soll 
  im Bereich des heutigen Zehnthofes gelegen haben. Weiterhin ist durchgehend 
  zu lesen, diese Burg sei 1254 vom Paderborner Bischof Simon zerstört worden.
  Bender beruft sich dafür auf Ferdinand von Fürstenberg. Dieser war 
  1661  1683 Bischof von Paderborn und in hohem Maße historisch interessiert. 
  Er verfaßte ein Geschichtswerk, die sogenannten Monumenta Paderbornensia, 
  das 1672 erschien. Ferdinand berichtet einmal, daß der Paderborner Bischof 
  Simon im Bereich Salzkotten Befestigungen errichtet und nach einem feindlichen 
  Angriff Werl, Kallenhard, Warstein und Fürstenberg, im Jahre 1254, geplündert 
  hatte [...]. Weiterhin schreibt er zum Jahr 1276: Siegfried, Erzbischof 
  von Köln läßt, nach dem Zeugnis Gerhard Kleinsorgens, die im 
  vorigen Krieg zerstörten Befestigungen Fürstenberg, Werl, Warstein, 
  Kallenhard und Alme wieder aufbauen, umgibt sie mit neuen Befestigungswerken 
  [...]
  Aus den Notizen zum Jahr 1254 kann keine Burg erschlossen werden. Für 1276 
  wird nur berichtet, daß zerstörte Befestigungen wiederaufgebaut worden 
  seien. Wichtiger ist aber der Hinweis auf Gerhard von Kleinsorgen, auf den sich 
  Ferdinand von Fürstenberg ausdrücklich beruft. Kleinsorgen ist einer 
  der frühen westfälischen Kirchenhistoriker. Seine Kirchengeschichte 
  von Westphalenentstand zwischen 1577 und 1584. Zum Jahr 1254 weiß er nur 
  zu berichten, Bischof Simon habe den Unterthanen des Erzstiftes in Westphalen 
  viel Schadens zugefügt Für das Jahr 1277 (nicht 1276!) schreibt 
  er: Um eben diese Zeit hat Sigefridus Erzbischof zu Köln, Herzog 
  in Westphalen, auch ein Schloß auf dem Fürstenberge, und die Städte 
  Warstein, Callenhart und Almen befestigen lassen.
  Von einem Wiederaufbau schreibt Kleinsorgen nichts, es erscheint vielmehr so 
  zu sein, daß 1277 die genannten Orte erstmals befestigt worden sind. Eine 
  Burg, die es 1254 noch nicht gab, konnte selbstverständlich auch nicht 
  1254 zerstört werden.
  Die Erwähnung der angeblichen Burg geschieht in einem größeren 
  geschichtlichen Zusammenhang. Die Erzbischöfe von Köln waren gleichzeitig 
  Kirchenfürsten und weltliche Herrscher. Jedoch waren das kirchliche und 
  das weltliche Territorium nicht deckungsgleich. Die Diözese hatte eine 
  viel größere Ausdehnung als das Territorium, in dem die Erzbischöfe 
  von Köln auch weltliche Herrscher waren. Die Erzbischöfe versuchten 
  daher, ihr Territorium auszuweiten, was den Widerstand der anderen weltlichen 
  Herrscher provozierte. Ein weiteres Ziel war die Ausdehnung des Territoriums 
  nach Osten, langfristig bis zur Weser. Diesen Bestrebungen stand das Bistum 
  Paderborn im Wege. Deshalb kam es im ganzen 13. Jahrhundert im Grenzbereich 
  zu Auseinandersetzungen. 
  Eine solche Auseinandersetzung war auch der Anlaß für die Vorgänge 
  des Jahres 1254: Der Bischof von Paderborn hatte bereits 1248 die Grenzstadt 
  Salzkotten sowie die bei Salzkotten gelegene Burg Vilsen befestigen lassen; 
  eine doppelte Provokation! Einmal die massive Befestigung im Grenzgebiet an 
  sich, dann aber verstieß die eigenmächtige Befestigung gegen die 
  Befestigungshoheit des Erzbischofs von Köln, der allein das Recht hatte 
  in Westfalen Befestigungen zu errichten oder zu genehmigen. 1248 einigte man 
  sich schließlich auf eine Niederlegung der Befestigung in Salzkotten, 
  die Anlage der Burg Vilsen wurde nachträglich genehmigt. Als der Erzbischof 
  von Köln 1254 in eine Fehde mit dem Grafen Walram von Jülich verwickelt 
  war, versuchte der Paderborner Bischof Simon die Gunst der Stunde zu nutzen. 
  Er versuchte erneut, Salzkotten zu befestigen.
  Es mögen feindliche Übergriffe und Raubzüge des Paderborner Bischofs 
  in den Bereich des kölnischen Westfalens gewesen sein, die zu einem Bündnis 
  verschiedener südwestfälischer Adliger  an der Spitze Graf Gottfried 
  von Arnsberg  führten. Dieses Bündnis schlug 1254 in der Schlacht 
  auf dem Wulferskampe bei Dortmund das Heer des Paderborner Bischofs.Im Verlauf 
  dieser Schlacht wurde Bischof Simon gefangengenommen. 
  In einem Bericht rechtfertigen sich die südwestfälischen Adligen gegenüber 
  Papst Alexander IV. wegen der Gefangennahme Bischof Simons. Da die Gefangennahme 
  eines amtierenden rechtmäßigen Bischofs durchaus kirchliche Sanktionen 
  hätte herausfordern können, versuchen die Adligen, die Gefangennahme 
  als einen Akt von Notwehr zu erklären. Der eigentliche Anlaß für 
  die Auseinandersetzung, die Befestigung Salzkottens durch Bischof Simon, war 
  zwar ein Verstoß gegen die herzoglichen Rechte des Kölner Erzbischofs, 
  die Gefangennahme wäre damit aber kaum zu rechtfertigen gewesen. Erst die 
  Übergriffe auf das eigene Territorium lassen die Gefangennahme Bischof 
  Simons als gleichsam verzweifelten Akt zur Rettung der eigenen Grundherrschaft 
  erscheinen. Wenn tatsächlich die Zerstörung einer ganzen Reihe von 
  Befestigungen vorgefallen wäre, so hätten die westfälischen Adligen 
  das dem Papst gegenüber auf keinen Fall verschwiegen.
  Welches Ausmaß diese Übergriffe hatten, läßt sich heute 
  nicht mehr ermitteln. Man kann vermuten, daß es sich bei diesen Übergriffen 
  um eine Erfindung der Koalition gegen Bischof Simon handelt, um sich selbst 
  als Opfer, Bischof Simon als Täter und die eigene Handlung als gerechtfertigt 
  erscheinen zu lassen. Das ist jedoch Spekulation.
  Es mag also sein, daß Bischof Simon von Paderborn bei eventuellen Raubzügen 
  bis in den Warsteiner Raum vorgedrungen ist  wenn diese Übergriffe 
  tatsächlich stattgefunden haben sollten. Eine Burg hat der Bischof in Warstein 
  jedenfalls nicht zerstört. Der Grund ist einfach: Es wird um diese Zeit 
  auf dem Stadtberg keine Befestigung, keine Burg, gegeben haben. Aus den vorhandenen 
  Schriftquellen kann jedenfalls nicht auf die Existenz einer Burg geschlossen 
  werden.
  Fazit: Eine Burg auf dem Stadtberg hat es nicht gegeben, sie ist erst in den 
  Köpfen verschiedener Historiker entstanden und hat im Laufe der Überlieferung 
  immer konkretere Formen angenommen.
Stefan Enste
3. Frage: 
  Wann wurde die Stadt Warstein gegründet? 
Nun ist es an der Zeit, sich Gedanken über die 
  wichtigste Frage in einem Jubiläumsjahr zu machen, sich der Frage nach 
  dem Jahr der Stadtgründung Warsteins zu stellen. In diesem Punkt herrscht 
  weitgehende Einigkeit: Warstein wurde 1276 gegründet, weshalb man bereits 
  1926 ein Jubiläum festlich beging, 650 Jahre Stadt Warstein. Wie schon 
  für die angebliche Burg in Warstein, muß auch hier wieder Ferdinand 
  von Fürstenberg als Gewährsmann herhalten: Siegfried, Erzbischof 
  von Köln läßt, nach dem Zeugnis Gerhard Kleinsorgens, die im 
  vorigen Krieg zerstörten Befestigungen Fürstenberg, Werl, Warstein, 
  Kallenhard und Alme wieder aufbauen, umgibt sie mit neuen Befestigungswerken. 
  
  Erstaunlicherweise wird mit diesem Satz das Jahr 1276 als Gründungsdatum 
  der Stadt Warstein begründet. Dabei ist hier nur von Wiederaufbau zerstörter 
  Befestigungen die Rede und nicht etwa von Stadtrechtsverleihung. Auch hier ist 
  wieder zu beachten, daß sich Ferdinand ausdrücklich auf Gerhard von 
  Kleinsorgen beruft. Kleinsorgen ordnet diese Vorgänge jedoch dem Jahr 1277 
  zu: Um eben diese Zeit hat Sigefridus Erzbischof zu Köln, Herzog 
  in Westphalen, auch ein Schloß auf dem Fürstenberge, und die Städte 
  Warstein, Callenhart und Almen befestigen lassen. Immerhin ist hier von 
  der Befestigung von Städten zu lesen, wenn auch nicht von ihrer Gründung 
  oder der Verleihung von Stadtrechten. Aber reicht diese Nachricht, um darauf 
  gegründet ein Jahr später Stadtgeburtstag zu feiern? Auf keinen Fall. 
  Warstein, Kallenhardt und Alme seien befestigt worden, schreibt Kleinsorgen. 
  Bis heute ist es nicht gelungen, den Zeitpunkt der Stadtgründung Almes 
  genau festzustellen. Sicher ist nur, daß Alme nicht vor 1350 Stadt geworden 
  ist. Für Kallenhardt kann man von einer Gründung in den 1290er Jahren 
  ausgehen (s.u.!). Warum sollte ausgerechnet allein für Warstein mit diesen 
  Worten eine Stadtrechtsverleihung gemeint sein? Ganz offensichtlich kann aus 
  der Notiz bei Kleinsorgen also nicht auf eine Stadtgründung im Jahr 1277 
  geschlossen werden.
  1276/77 scheiden also definitiv als Jahre der Stadtgründung Warsteins aus. 
  Aber wann wurde die Stadt dann gegründet? Eine Urkunde von 1287 war schon 
  vor Jahren Stein des Anstoßes. Dort wird in einer Aufzählung Warstein 
  von den drei vorher genannten Städten Geseke, Rüthen und Werl durch 
  die lateinischen Wörte et de (´und´) abgesetzt. 
  Ganz unbefangen kann man das nur als einen Hinweis darauf verstehen, daß 
  Warstein auch 1287 eben noch nicht zu den kölnischen Städten gerechnet 
  wurde. 
  Hilfreich ist an dieser Stelle ein Blick auf die ´politische Großwetterlage´ 
  im 13. Jahrhundert. Die Erzbischöfe von Köln versuchten in diesem 
  Jahrhundert massiv ihr Territorium zu vergrößern, verschiedene kleinere 
  Gebiete zu verbinden und einen Vorstoß nach Osten, zur Weser hin, zu führen 
   kurz: zur dominierenden Herrschaft Nordwestdeutschlands zu werden. Um 
  das Jahr 1276 war der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg mit dem 
  Grafen von Jülich in eine Fehde verwickelt, die auch zu Kämpfen zwischen 
  dem Grafen von Arnsberg und dem Kölner Erzbischof führte. Nun war 
  aber die Kriegszeit nicht die rechte Zeit, um Städte zu gründen. Stadtgründungen 
  führte Siegfried von Westerburg ausschließlich in Friedenszeiten 
  aus. 
  1288 lösten die Vormachtsbestrebungen des Kölner Erzbischofes nun 
  eine große Entscheidungsschlacht aus, die Schlacht bei Worringen. Siegfried 
  von Westerburg wurde von seinen Gegnern vernichtend geschlagen. Alle Versuche, 
  ein Kölnisches Großterritorium in Nordwestdeutschland zu errichten 
  waren endgültig gescheitert. Siegfried bekam harte Friedensbedingungen 
  auferlegt, mußte zeitweise sogar um die Existenz seines weltlichen Territoriums 
  fürchten. In dieser verzweifelten Situation änderte Siegfried seine 
  Politik. Statt weiter zu expandieren, bemühte er sich nun um die Konsolidierung, 
  die Sicherung, des ihm verbliebenen Territoriums. Hier galt es vor allem, im 
  westfälischen Teil seiner Herrschaft Defizite aufzuarbeiten. Im Winter 
  des Jahres 1296 reist Erzbischof Siegfried nach Westfalen. In Rüthen traute 
  er seine Verwandte, Beatrix, Tochter des Rietberger Grafenpaares, mit Wilhelm, 
  dem Erben der Grafschaft Arnsberg. Am 16. Dezember 1296 verleiht er in Soest 
  der Stadt Belecke die Stadtrechte. Ein glücklicher Zufall hat eine spätere 
  Abschrift dieser Urkunde und somit auch die Kenntnis des Datums der Stadtgründung, 
  erhalten.
  Eben dieses Datum, der 16. Dezember 1296, ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit 
  auch der Tag der Stadtgründung Warsteins (und der Gründungstag der 
  Stadt Kallenhardt). 
  Auffällig ist z.B. daß diese drei Städte annähernd gleich 
  groß sind: Alle sind auf einer Fläche von ca. 7 ha angelegt. Wichtiges 
  Indiz für die Gleichzeitigkeit der Gründungen aller drei Städte 
  ist ein Klageschreiben des Arnsberger Grafen Ludwig. Dieser beschwert sich darüber, 
  daß der Kölner Erzbischof die drei Städte Warstein, Kallenhardt 
  und Belecke in seinem Forst angelegt habe. Diese Beschwerde erscheint wenig 
  sinnvoll, wenn zwischen der Gründung der einzelnen Städte ein zu großer 
  zeitlicher Abstand gelegen haben sollte.
  Zusammenfassend kann gesagt werden: Warstein wurde in der Endphase des Pontifikats 
  des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg gegründet. Dieser 
  war durch die verschiedenen Auseinandersetzungen am Ende seiner Amtszeit so 
  geschwächt, daß er alle Pläne einer Erweiterung oder Vergrößerung 
  des Kölner Territoriums aufgeben mußte. Diese Pläne, mit denen 
  Siegfried angetreten war, waren gründlich gescheitert, weshalb er zum Ende 
  seiner Amtszeit zu Maßnahmen der Konsolidierung und Strukturierung seines 
  Territoriums überging. Zur Erschließung, Sicherung und Aufsiedlung 
  des Waldgebietes wurden am 16. Dezember des Jahres 1296 die Städte Warstein, 
  Belecke und Kallenhardt gegründet.
Stefan Enste
4. Frage: 
  Was ist aus Warstein und Belecke nach der Stadtgründung geworden?
Man könnte meinen, mit der formellen Gründung 
  von Warstein, Belecke und Kallenhardt am 16. Dezember 1296 hätte sofort 
  die Geschichte des Aufstiegs dieser Städte begonnen. Es gibt jedoch eine 
  hochinteressante urkundliche Nachricht, Belecke betreffend, die stutzig macht. 
  Im Jahr 1307 stellt der zweite Nachfolger des Kölner Erzbischofs Siegfried 
   Heinrich von Virneburg  eine Urkunde aus, in der es heißt, 
  er habe beschlossen, auf diesem Berg und dieser Immunität Belecke 
  eine Befestigung oder Stadt zu errichten, wie es von unserem Vorgänger, 
  Erzbischof Siegfried von Köln, bzw. durch dessen und unseren Marschall 
  von Westfalen Johann von Plettenbracht begonnen worden ist, damit die dort wohnenden 
  Menschen, oder die, die sich dorthin zurückziehen, vor den Angriffen der 
  Feinde verteidigt werden können. Eine verblüffende Aussage: 
  Elf Jahre nach der formellen Stadtgründung gibt es auf dem Stadtberg in 
  Belecke noch immer keine Stadt! Erst elf Jahre nach der formellen Stadtgründung 
  beschließt man, diese Stadt nun endlich auch zu errichten!
  Der Grund für diese Verzögerung ist heute nur noch zu vermuten. Wahrscheinlich 
  ist folgender Zusammenhang: Im Dezember 1296 hatte Siegfried von Westerburg 
  die Städte Warstein, Kallenhardt und Belecke gegründet. Aber nicht 
  einmal vier Monate später, am 7. 4. 1297, stirbt Erzbischof Siegfried. 
  Sein Nachfolger, Erzbischof Wikbold von Holte, verfolgte zu Beginn seiner Amtszeit 
  eine andere Politik, war insgesamt wenig nach Westfalen orientiert. Erst am 
  Ende seiner Amtszeit zwangen ihn kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Grafen 
  von der Mark, sich um den westfälischen Teil seines Territoriums zu kümmern. 
  Wikbold starb 1304 in Soest und ist dort im ´Patrokli-Dom´ beigesetzt 
  worden. Es liegt auf der Hand, daß ihm wenig an den drei kleinen Städten 
  lag, die sein Vorgänger mitten im tiefen Wald gegründet hatte. 
  Erst sein Nachfolger, Erzbischof Heinrich von Virneburg (1304/6  1332 
  Erzbischof von Köln) verfolgte die Politik seines Vor-Vorgängers. 
  Er mußte an der päpstlichen Kurie zwei Jahre lang auf seine Bestätigung 
  als Erzbischof von Köln warten, weshalb das Erzbistum bei seiner Rückkehr 
  in recht desolatem Zustand war. In diese Situation paßt das Aufgreifen 
  der Städte- und Burgenpolitik zur Konsolidierung des gefährdeten Territoriums.
  Wenn nun schon die Stadt Belecke über zehn Jahre brach gelegen hatte, wie 
  sah es dann in Warstein aus? Es gibt einen deutlichen Hinweis, daß auch 
  die Stadt Warstein erst um das Jahr 1307 tatsächlich erbaut worden ist. 
  In einem um 1308 angelegten Verzeichnis der Abgabepflichtigen Kirchen und Kapellen 
  der Erzdiözese Köln, dem sogenannten ´Liber Valoris´, 
  wird für Warstein nur eine Kirche genannt. Nun wären eigentlich zwei 
  Kirchen für Warstein zu erwarten, die Kirche in Altenwarstein und die neue 
  Kirche auf dem Stadtberg, die heutige ´Alte Kirche´. Wenn der Liber 
  Valoris nur eine Kirche nennt, dann wird es in Warstein auch nur eine Kirche 
  gegeben haben. Das kann aber nur die Kirche im heutigen Altenwarstein gewesen 
  sein. Sie wäre wenigstens als ´Kapelle´ angeführt 
  worden, wenn es zur Zeit der Abfassung des Liber Valoris die ´Alte Kirche´ 
  bereits gegeben hätte. Alles deutet darauf hin, daß in Warstein erst 
  um 1307 eine Stadtbefestigung und eine Kirche auf dem Stadtberg errichtet worden 
  sind.
  Das fügt sich gut in ein Gesamtbild der regionalen Geschichte ein, das 
  mit den bisher angenommenen Daten zur Stadtgeschichte nicht zusammenpassen wollte. 
  Für das Jahr 1308 ist eine Urkundenabschrift überliefert, nach der 
  in eben diesem Jahr Junggraf Wilhelm von Arnsberg der Siedlung Hirschberg die 
  Stadtrechte verleiht. Lange Zeit ist diese Urkunde sogar für eine Fälschung 
  gehalten worden, denn erst 1340 gelang die Befestigung und Privilegierung Hirschbergs. 
  Nachdem vergleichende Studien schon vor fast 30 Jahren die Echtheit dieser Nachricht 
  nahelegten, ergibt sich nun auch ein stimmiger Zusammenhang. Der Arnsberger 
  Graf versuchte, durch die Gründung der Städte Hirschberg und Bergheim 
  (heute Niederbergheim) ein Gegengewicht zu schaffen, eine Antwort auf die direkt 
  an sein Territorium angrenzenden Neugründungen Warstein und Belecke. Daß 
  er dies ausgerechnet im Jahr 1308 tut, deutet darauf hin, daß auch die 
  tatsächliche Befestigung der Städte Warstein und Belecke eben erst 
  in diesen Jahren erfolgte.
  Kurz darauf reagiert nun der Kölner Erzbischof. Er fordert seine Städte 
  auf, mit allen Mitteln gegen die Anlage von Hirschberg und Bergheim vorzugehen, 
  sie zu verhindern. Wie genau dieser Konflikt abgelaufen ist, wissen wir nicht; 
  das Ergebnis ist jedoch eindeutig: Weder Hirschberg noch Bergheim wurden 1308 
  befestigt. Erst 1340 bewilligte der Kölner Erzbischof die Gründung 
  und Befestigung Hirschbergs. Bergheim wurde nicht mehr zur Stadt erhoben, ist 
  unbefestigtes Dorf geblieben. Die Grafschaft Arnsberg war um diese Zeit so geschwächt, 
  daß für die wieder erstarkten Kölner Erzbischöfe von der 
  Neugründung Hirschberg keine Gefahr mehr für die nun bereits ´etablierten´ 
  Städte Warstein und Belecke ausging.
  Dieser Ausflug in die Umgebung Warsteins zeigt, welch positive Folgen eine kritische 
  Betrachtung angeblich gesicherter Daten haben kann. Wer an einer Gründung 
  und Erbauung der Stadt Warstein im Jahr 1276 festhält, verbaut sich den 
  Weg, die größeren Zusammenhänge der Geschichte unserer Gegend 
  zu erhellen. Und es zeigt sich noch etwas: Es lohnt sich, pseudowissenschaftliche 
  Geschichtslegenden aufzugeben! Denn die dann aufscheinende historische Wirklichkeit 
  ist weitaus spannender, als es die Legende jemals war.
Stefan Enste
5. Frage: 
  Hat das ´Stoht-op-Singen´ etwas mit den Zuständen in Warstein 
  vor der Stadtgründung zu tun? 
Gern wird in Warstein der bekannte Brauch des ´Stoht-op-Singens´ 
  mit den mittelalterlichen Zuständen vor der Stadtgründung in Zusammenhang 
  gebracht. So heißt es bei M. Schmitt dazu: Dieser Weckruf stammt 
  aus der Zeit vor 1300, als in Altenrüthen die einzige christliche Pfarrkirche 
  der Umgegend stand. Zwar hatte die Ursiedlung [also Altenwarstein] ein Gotteshaus, 
  dennoch mußten die Christen an bestimmten Feiertagen am Gottesdienst in 
  ihrer Mutterpfarrei zu Altenrüthen teilnehmen. Der sogenannte »Rüther 
  Weg«  heute noch teilweise im Rüllweg präsent  führte 
  die Gläubigen zur Mutterkirche. Mit dem »Stoht-op«-Singen weckten 
  wahrscheinlich die jungen Burschen die Bevölkerung, um zur Teilnahme an 
  der Auferstehungsmesse in der Altenrüthener Pfarrkirche zu animieren.
  Merkwürdig, daß eine solche Ansicht aufkommen konnte! Wer den Brauch 
  betrachtet, wird keinen Hinweis darauf finden, daß mit dem Gesang zum 
  Kirchgang in Altenrüthen aufgefordert werden könnte. In der Osternacht 
  ziehen junge Männer durch den Ort und singen Steht auf, lobt Gott, 
  den Herrn!
  Wer bereit ist, über den Warsteiner Kirchturm hinaus zu sehen, der wird 
  ganz ähnliche Bräuche der Osternacht immer wieder finden: In Wiedenbrück, 
  Rietberg, Langenberg, Herzebrock, Neuenkirchen, Delbrück (mit dem Liedruf: 
  Stohet up jung und olt, dainet Guod dem Heeren!), Welda, Wormeln, 
  Driburg, Brakel, Hallenberg, Rahrbach. Dabei muß man sich nicht einmal 
  auf den westfälischen Bereich beschränken. Aus dem Hochwald, einem 
  Teil des Hunsrücks wird berichtet: Alte Männer erzählen 
  mit Freude, wie sie als Kinder am Ostertag schon vor dem ersten Morgengrauen, 
  um 3 Uhr, aufgestanden seien, denn es galt, um ½4 Uhr schon zur »Auferstehung« 
  zu kleppern. Noch deutlichere Parallelen hat es in der Eifel gegeben: 
  In der Nacht von Karsamstag auf Ostern durchzieht die liebe Jugend noch 
  einmal das Dorf, klappert und ruft im Dialekt He, Leute, Leute steht auf, steht 
  auf, es ist Ostertag! Mit etwas anderem Akzent, aber doch mit gewissen 
  Ähnlichkeiten ist nächtliches Brauchtum selbst aus dem österreichischen 
  Bistum Gurk bekannt: es handelt sich um Volks-Kreuzwegandachten, die vielerorts 
  in Kärnten um 3 bzw. 4 Uhr am Morgen des Ostertages üblich sind und 
  an die sich da und dort eine österliche Prozession anschließt.
  Welche Bewandtnis hat es also mit diesen verschiedenen Brauchtumsäußerungen 
  in der Osternacht? Zuerst ist auf das Schweigen der Glocken zu verweisen. Nach 
  dem Gloria-Gesang in der Messe des Gründonnerstags schweigen seit dem Mittelalter 
  traditionell die Glocken, um erst Ostern wieder zu erklingen. An die Stelle 
  der Glocken treten in dieser Zeit hölzerne Klappern oder Ratschen. Teilweise 
  wurden diese Lärminstrumente auf den Kirchtürmen untergebracht, doch 
  war ihre Reichweite vergleichsweise gering. Deshalb findet sich in unterschiedlichen 
  Formen der Brauch des Osterweckens. Mancherorts werden die Klappern mitgeführt, 
  andernorts werden die Klappern durch andere Lärminstrumente oder eben durch 
  einen Liedruf ersetzt. 
  Lärmendes Brauchtum ist in der Karwoche auch an anderen Stellen zu beobachten, 
  so einmal in der sogenannten ´Rumpel-´ oder ´Pumpermette´ 
  am Vorabend des Gründonnerstags. Bei diesem Gottesdienst wurde am Ende 
  mit den schon erwähnten Klappern oder durch Rumpeln mit den Kirchenbänken 
  großer Lärm erzeugt. Im Hintergrund des ´Stoht-op-Singens´ 
  könnte weiterhin die volkstümliche kirchliche Auferstehungsfeier am 
  Ostermorgen stehen. Auch hier spielt der Lärm eine gewisse Rolle, sowie 
  eine Prozession mit dreimaligem Umschreiten der Kirche (was auch für das 
  Warsteiner ´Stoht-op-Singen´ bezeugt ist).
  Vereinfacht gesagt handelt es sich beim ´Stoht-op-Singen´ um eine 
  Mischform, in der Elemente des allgemein üblichen Glocken-Ersatzes mit 
  Elementen aus dem liturgischen Bereich sowohl der Rumpelmetten als auch vor 
  allem der Auferstehungsfeier zu einer neuen Brauchtumsäußerung zusammengewachsen 
  sind. Über das Alter dieses Brauchtums läßt sich nur sehr schwer 
  etwas sagen. Auch für Wiedenbrück wurde behauptet, es handle sich 
  beim dortigen Osterwecken um einen jahrhundertealten Brauch. Eine 
  genaue Untersuchung erbrachte jedoch, daß der Osterweckruf tatsächlich 
  erst im Jahr 1830 komponiert wurde. Hier könnte nur gründliche Archiv-Arbeit 
  vielleicht einen glücklichen Zufalls-Fund bescheren, der einen Hinweis 
  auf das Alter des Warsteiner ´Stoht-op-Singens´ geben könnte. 
  In die Zeit vor der Stadtgründung wird man kaum kommen. Die Parallelen 
  aus anderen Orten zeigen, daß sich solches Brauchtum zu jeder Zeit entwickeln 
  kann. Möglicherweise läßt sich eine Entstehung im Barockzeitalter 
  wahrscheinlich machen, in der allgemein das Passionsbrauchtum einen großen 
  Aufschwung nahm. Denkbar ist weiterhin, daß im Zeitalter der Aufklärung 
  die Form des Brauches ´überarbeitet´ wurde, was mehrfach 
  für volkstümliche Äußerungen im Umfeld der Liturgie bezeugt 
  ist. ´Unvernunft´ und ´Aberglaube´ sollten aus der Liturgie 
  und der Religion vertrieben werden.
  Zum Schluß muß noch kurz auf die oben bereits erwähnte Behauptung 
  eingegangen werden, der historisch überlieferte Rüthener Weg finde 
  sich noch heute als ´Rüllweg´ im Warsteiner Stadtbild. Sprachlich 
  ist ein solcher Zusammenhang völlig unmöglich. Der Rüthener Weg 
  ist mehrfach urkundlich belegt, so 1429 als Ruder Weg. Es ist ausgeschlossen, 
  daß aus diesem eindeutig belegten Ruder Weg ein Rüllweg werden könnte. 
  Wer die Behauptung aufstellt, im heutigen Rüllweg stecke ein historischer 
  Ruder Weg, müßte aufzeigen, daß sich eine solche sprachliche 
  Entwicklung auch bei anderen Wörtern beobachten läßt. Das kann 
  aber sicher ausgeschlossen werden: niemals wird sich ein ´d´ zu 
  einem ´ll´ entwickeln. Was genau der Straßenname ´Rüllweg´ 
  bedeutet, müßte sorgfältig untersucht werden. Sicher ist nur: 
  Mit Rüthen oder dem ´Stoht-op-Singen´ hat dieser Straßenname 
  jedenfalls gar nichts zu tun.
Stefan Enste
6. Frage: 
  Was bedeutet der Ortsname Warstein? 
Über die Bedeutung des Ortsnamens Warstein gibt 
  es viele Theorien. J. Bender hatte im vergangenen Jahrhundert vermutet, man 
  könne Warstein als ´Wart-Stein´ deuten, was zu einer Befestigungsstadt 
  wie Warstein zu passen scheint. 1927 phantasierte F. Viegener, Warstein heiße 
  eigentliche ´Wostene´ und das bedeute ´in der Wüste/Öde 
  gelegen´. Noch 1987 läßt sich diese abwegige Erklärung 
  bei D. Lange nachlesen. Zwar gibt es eine Urkunde, in der das Wort ´Wostene/Wustene´ 
  vorkommt, und tatsächlich meint dieses Wort eine ´Wüste´, 
  aber diese Urkunde bezieht sich nicht auf Warstein, sondern auf nicht lokalisierte 
  wüst gefallene Güter. Die germanomanische Wissenschaft im Umfeld des 
  Nationalsozialismus wollte im Ortsnamen sogar einen Hinweis auf einen vorgeschichtlichen, 
  ´altgermanischen Versammlungsplatz´ finden. Ein weiterer Pseudowissenschaftler 
  übersetzte den Ortsnamen mit ´Wasser-Sumpfwasser´ und der Germanist 
  H. Kuhn versuchte, einen Zusammenhang zwischen der Wester und dem Ortsnamen 
  Warstein zu konstruieren. All diese Versuche können nicht wirklich überzeugen. 
  Ein sprachlich durchaus nicht ganz verkehrter ´Wart-Stein´ kann 
  es nicht sein, da die erste Siedlung mit Namen Warstein  das heutige Altenwarstein 
   nicht auf dem Berg liegt, sondern, ganz im Gegenteil, eine Talsiedlung 
  ist. Der Versammlungsplatz scheitert daran, daß man Warstein mit Wersten 
  bei Düsseldorf verwechselt. Und der  sehr verlockende! - Zusammenhang 
  von Wester und Warstein ist ebenfalls unmöglich. Die Wester wurde auch 
  in Warstein allem Anschein nach immer mit ´e´ geschrieben, mindestens 
  seit 1471. Die ´Wester´ ist eben der Bach, der im Westen fließt.
  Es gilt, den Namen der Siedlung Altenwarstein zu deuten, einer Siedlung im Westertal. 
  Hier in direkter Nähe zur Wester ergibt sich eine interessante Möglichkeit, 
  die Silbe ´War-´ im Ortsnamen zu erklären. In verschiedenen 
  mittelalterlichen Urkunden bezeichnet ´war´ eine Einrichtung aus 
  dem wasserbaulichen Bereich, ein Wehr. Solche Wehre dienten  wie noch 
  heute  zum Stauen und Regulieren des Gewässers, aber auch  
  und das gibt es heute fast gar nicht mehr  dem Fischfang. Diese sogenannte 
  ´Sperrfischerei´ war früher weit verbreitet. So liegen urkundliche 
  Nachrichten aus dem 13. Jahrhundert vor, die wohl Fischfangwehre in der Möhne 
  erwähnen. Auch deuten Gewässernamen wie Bumecke (von ´Buhne´) 
  und Wermecke (von ´Wehr´) auf Fischereianlagen hin. Der Ortsname 
  Wormbach ist möglicherweise ebenfalls auf eine sehr alte Form des Wortes 
  ´Wehr´ zurückzuführen.
  Ein direkter Hinweis auf ein Wehr oder einen Fischzaun in der Wester im Bereich 
  Altenwarstein liegt in einer Urkunde von 1438/39 vor. Dort wird ein Gütertausch 
  schriftlich festgehalten, bei dem unter anderem auch 1½ Morgen 
  unter Alden Warsten neben der Slaghe getauscht werden. Diese ´Slaghe´ 
  ist in heutigem Deutsch eine ´Schlacht´, also ebenfalls  wie 
  vorher ´Buhne´ und ´Wehr´ - eine stauende oder zäunende 
  Anlage im Gewässer. Gerade im Bereich Altenwarstein macht eine solche Anlage 
  Sinn, denn hier kreuzt die Wester den verkarsteten Massenkalk. In trockenen 
  Monaten versickert die Wester in diesem Bereich vollständig in den Spalten 
  und Klüften des Gesteins. Würde dieser Bereich durch einen Fischzaun 
  gesperrt, könnte man verhindern, daß sich mit dem Wasser auch die 
  Fische zurückziehen; sie brauchten nach dem Versickern des Wassers nur 
  noch eingesammelt werden.
  So gibt es also eine schlüssige Erklärung für das ´War-´ 
  im Ortsnamen Warstein, eine Erklärung, die auch die Topographie der Siedlung 
  Altenwarstein berücksichtigt. 
  Schwieriger ist dann die Deutung des Grundwortes ´-sten´/´-stein´. 
  In den ältesten Erwähnungen wird Warstein durchgehend Warsten 
  geschrieben. Altsächsisch und mittelniederdeutsch ´sten´ ist 
  ´Stein´, daran kann man (leider) kaum zweifeln. Aber was kann das 
  im Zusammenhang mit der oben vorgestellten Deutung des ´War-´ als 
  ´Wehr´ bedeuten? Keinesfalls meint ´Stein´ in diesem 
  Zusammenhang einen Berg. Einen Hinweis könnte jedoch die Beschreibung eines 
  archäologischen Befundes geben. Bei der Ausgrabung eines Fischwehres in 
  der Dordogne in Frankreich wurde folgende Beobachtung gemacht: Alle Anlagen 
  bestanden aus V-förmigen montierten Zäunen, an deren spitzen Enden 
  sich Reusen, Netze oder Einhegungen für den Fang der Fische befanden. Als 
  Flügel fungierten Pfostenreihen oder Kalksteinblöcke [!], zwischen 
  denen Flechtwerkwände angebracht waren.
  So wäre Warsten dann als ´Wehr-Stein´ zu verstehen, wobei dieser 
  Ortsname sich auf die Schlacht, das Wehr, also höchstwahrscheinlich den 
  Fischzaun (oder die Fischzäune) in der Wester bezieht, bei dessen Konstruktion 
  Kalksteinblöcke eine besondere Rolle gespielt haben.
Stefan Enste
7. Frage: 
  Was wissen wir über Ortschaften im Raum Warstein vor der Stadtgründung? 
Wie vorher ausgeführt, wurde die Stadt Warstein 
  1296 gegründet und ab etwa 1307 auch befestigt und in größerem 
  Umfang besiedelt. Es liegt auf der Hand, daß um diese Zeit die größte 
  der Vorgängersiedlungen aufgegeben wurde. Diese Siedlung trug bereits den 
  Namen Warsten/Warstein und ist im Bereich Altenwarstein zu lokalisieren. Es 
  wird aber in der Umgebung Warsteins noch weitere Siedlungen gegeben haben, deren 
  Existenz und Lage wir heute nur noch aus verschiedenen Indizien erschließen 
  können. Archäologische Wüstungsforschung, die zum Beispiel im 
  Geseker Raum zu interessanten Ergebnissen geführt hat, ist in Warstein 
  bisher nicht betrieben worden. So bleiben als wichtige Wüstungsanzeiger 
  allein die Flurnamen.
  B. Wiemeyer meinte neben Altenwarstein drei weitere Siedlungen erschließen 
  zu können: Edinghausen, Kesteringhausen und Toghausen. Jedoch gibt es für 
  Kesteringhausen und Toghausen keine überzeugenden Argumente. Die Namen 
  Kesterweg und Tokerweg geben nicht her, was Wiemeyer ihnen entnehmen möchte. 
  Der Kesterweg könnte möglicherweise eine sogenannte ´entrundete 
  Form´ eines Köster-/Koster Weges sein, also auf einen Familiennamen 
  oder den Kirchenküster hindeuten. Der Tokerweg  heute verschwunden 
   erscheint urkundlich auch als ´Teckerweg´, was entweder auf 
  einen im ausgehenden Mittelalter in Warstein mehrfach bezeugten Familiennamen 
  Tecke hinweist, oder aber auf das lästige Insekt, die Zecke, 
  mittelniederdeutsch ´teke´.
  Viel besser sieht es aber mit Wiemeyers erster Vermutung, Edinghausen, aus. 
  1515 taucht in einer Güterliste des Klosters Grafschaft die Flurbezeichnung 
  Edinckhußer Velde auf. Dieses Feld muß zwischen den 
  Steinbrüchen und dem Tüppel gelegen haben. Höchstwahrscheinlich 
  hat also auf dieser Höhe eine alte Siedlung namens Edinghausen gelegen. 
  Der Siedlungsname ist schnell erklärt. Es handelt sich um eine sogenannte 
  ´-ing-Ableitung´ vom Personennamenstamm Ed-. Solche Personennamen 
  finden sich mehrfach in den alten Mönchlisten der Abtei Corvey, so etwa 
  Edo und Edulf. Der Ortsname Edinghausen bezeichnet die Siedlung (-hausen) der 
  Leute (-ing bezeichnet Zugehörigkeit) eines Mannes namens Ed-(o). Ganz 
  genauso sind die Namen der vielen ´-ingsen´ Ort auf der Haar gebildet. 
  
  Über 100 Warsteiner Flurnamen sind in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen 
  Urkunden überliefert. Aus ihnen kann noch auf einige andere Siedlungen 
  zurückgeschlossen werden. 1338 wird ein Berchof apud Warsten 
  genannt, ein ´Berghof bei Warstein´. Dieser Hof kann nicht innerhalb 
  der Stadtmauern gelegen haben, da ausdrücklich gesagt wird, der Berghof 
  liege ´bei Warstein´. Zu lokalisieren ist dieser Hof aus den Angaben 
  leider nicht, denkbar wäre aber vielleicht der Herrenberg.
  1412 wird ein ´Bernynch-Hof´ genannt, der leider auch nicht lokalisiert 
  werden kann. Auch hier liegt, wie schon bei Edinghausen, eine -ing-Ableitung 
  von einem Personennamenstamm vor, hier vom Stamm ´Bern(-)´, der 
  in den Corveyer Mönchslisten in ebendieser Form begegnet. Es handelt sich 
  also um einen ´Hof der Leute eines Bern´.
  Interessant ist der Flurname Enkerbruch. Wiemeyer hatte diesen Flurnamen mit 
  der Wüstung Edinghausen in Verbindung gebracht. Die älteste Form des 
  Flurnamens lautet 1575 jedoch Egenker Braucke. Hier dürfte 
  wieder eine -ing-Ableitung vorliegen, hier in einer auch anderswo beobachteten 
  Form ´-enk´. Der Personennamenstamm ´Eg-´ findet sich 
  in den Personennamen Eggricus oder Egino. Möglicherweise hat die verlassene 
  Siedlung also einmal ´Eginkhausen´ geheißen. Mit dem vermuteten 
  ´Edinghausen´ hat diese Wüstung also wohl nichts zu tun.
  Eine weitere interessante Flurbezeichnung ist ´Selro´, 1515 als 
  Seyllrodt genannt. Im gleichen Schriftstück werden, offensichtlich 
  in der Nachbarschaft, die Flurnamen Seelwydt und Seelwit 
  aufgeführt. Die Grundwörter der Flurnamen deute auf den Wald hin. 
  Das Grundwort ´-rodt´ bezeichnet eine Rodung, also den gefällten 
  Wald, das Grundwort ´-wydt/-wit´ ist ein untergegangenes Waldwort, 
  das ´witu´ gelautet hat. Es bedeutet schlicht ´Wald´. 
  Es ist im Neuhochdeutsch nur noch in der Zusammensetzung ´Wiedehopf´ 
  erhalten geblieben. Das Bestimmungswort ´Seyll-/Seel´ könnte 
  man nun an das altsächsische Wort ´seli´ anschließen, 
  das ´Saal, Haus´ bedeutet. Auch hier könnten die Flurnamen 
  also die Erinnerung an eine untergegangene Siedlung erhalten haben.
  Zum Schluß soll noch ein Name genannt werden: Wernynchove. 
  Diese Flur wird 1439 genannt und neben der Wiese Capelle in Alden Warsten 
  lokalisiert. In diesem Flurnamen hat sich offensichtlich der Name einer der 
  Höfe in der Ursiedlung Altenwarstein erhalten.
  Es gibt also durchaus Hinweise auf Siedlungen, die vor und vielleicht auch noch 
  eine Zeit lang neben der befestigten Gründungsstadt Warstein bestanden 
  haben. Genaue Lokalisierungen sind  abgesehen vielleicht vom Wernynchove 
   nicht möglich. Bestenfalls kann die Fläche der Wüstungen 
  auf einige hundert Meter genau eingegrenzt werden. An dieser Stelle wäre 
  eine archäologische Wüstungsforschung gefragt. Durch intensive Gelände- 
  und Baustellenbeobachtung könnten sicherlich Siedlungsflächen entdeckt 
  werden. Ganz ´nebenbei´ würden dabei auch Funde aus früheren 
  Epochen gemacht werden, die die dürftigen Kenntnisse zur Warsteiner Ur- 
  und Frühgeschichte aufbessern würden. Solche archäologische Grundlagenforschung 
  ist in Warstein schon deshalb dringend geboten, da durch Ausweitung von Neubau- 
  und Gewerbegebieten aber auch durch (unterschiedlich sinnvolle...) Verkehrsprojekte 
  ständig Flächen  und damit unter Umständen eben auch Geschichtsquellen 
   unwiederbringlich zerstört werden.
Stefan Enste
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